Hund vom Auslandstierschutz vs. inländischen Züchter

1. Jul 2021 | Hunde

Wie häufig ist Problemverhalten bei Hunden aus dem Ausland? 

Auslandshunde brauchen viel Geduld, Verständnis und Zeit, heißt es. Aber auf was lässt sich der neue Hundebesitzer wirklich ein? Dänische Forscher haben kürzlich untersucht, ob Hunde aus dem Auslandstierschutz mehr Verhaltensprobleme als inländische vom Züchter zeigen. Und ja, um es vornewegzunehmen, es stimmt: Auslandshunde zeigen laut einer neuen Studie im Schnitt 9 Verhaltensprobleme häufiger als Hunde vom Züchter: Diese beinhalteten insbesondere Angst, Aggressionsverhalten und erhöhten Stress. Aber es kommt natürlich auch auf die Persönlichkeit des jeweiligen Hundes an und die gemachten Vorerfahrungen spielen mit. Nicht zu vergessen sind auch die Rasseneigenheiten: In der dänischen Studie schnitten zum Beispiel die Cocker Spaniel annähernd schlecht ab, wie dänische Mischlingshunde oder Hunde aus dem Auslandstierschutz – nur die „treudoofen“ Labradore haben die Statistik hinsichtlich des Problemverhaltens der Inlandshunde niedriger gebracht. Es kann also nicht pauschal gesagt werden, dass alle Auslandshunde schlecht sind und Hunde vom Züchter immer super problemlos. Aber schauen wir uns die Situation genauer an:

Woher kommen Auslandshunde?

Die Hunde kommen häufig direkt von Tierschutzorganisationen, die sich auf die Rettung von Hunden aus dem Süden oder Osten Europas spezialisiert haben. Häufige Herkunftsländer sind Griechenland, Bosnien, Bulgarien, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien, Spanien und Türkei. Die Anzahl der importierten Hunde stieg die letzten Jahre rasant an. Ein Beispiel, um sich das mit Zahlen zu verdeutlichen: Alleine aus Rumänien wurden nach England im Jahr 2014 3.616 Hunde importiert, 2019 waren es hingegen schon 19.487 Hunde.

Welche prägenden Vorerfahrungen können Auslandshunde gemacht haben?

Straßenhunde werden von einigen ihrer Landsleute als Ungeziefer gesehen und dementsprechend behandelt. Sie werden getreten, geschlagen, angeschossen oder vergiftet. Viele der ehemaligen Straßenhunden leben übergangsweise in großen Sheltern (= Tierheimen). Auch dort können negative Erfahrungen gemacht werden – soziale Isolation und eine übermäßige Lärmbelästigung ist dort keine Seltenheit. Auch das Fangen und der Umgang mit den Hunden läuft öfter brutal ab, was einen Vertrauensmangel an Menschen nach sich ziehen kann. Auch der lange Transport bis ins Zielland kann ein großer Stressfaktor sein. Natürlich gibt es aber eben auch Hunde, die mehr Glück haben und an hundefreundliche Menschen geraten und gleich als Welpen in Pflegefamilien untergebracht werden.

Wie unterscheiden sich das Problemverhalten bei Auslandshunden von Hunden vom inländischen Züchter?

Aus der Umfrage der dänischen Hundehalter ergab sich:

  • Auslandshunde zeigten häufigen ängstlichen und aggressiven Verhalten als Hunde vom Züchter; dabei waren sie insbesondere ängstlicher gegenüber Männern, Frauen und Kindern, fremden Hunden und unbekannten Objekten.
  • Die Angst vor unbekannten Geräuschen war für viele Hundehalter von Auslandshunden das größte Problem.
  • Die normale Gassi-Runde bedeutet für Auslandshunde mehr Stress, insbesondere wenn ihnen unbekannte Menschen begegneten.
  • Inländische Hunde bellen mehr als Auslandshunde, um die Aufmerksamkeit ihrer Besitzer zu bekommen.
  • Auch verfolgen inländische Hunde ihre Besitzer zuhause mehr als Auslandshunde.

 

Um ein besseres Bild zu bekommen, wurden auch dänische Tierärzte zu ihren ausländischen Hundekunden befragt. Dort zeigte sich ein ähnliches Bild an Verhaltensprobleme, die bei den Auslandhunden oft beobachtet wurden:

Auf Platz 1 lag Angstverhalten bei Menschen (82%), auf Platz 2 generell gesteigertes Stressverhalten (69%), auf Platz 3 Probleme mit dem Alleinsein (65%), Angst vor anderen Hunden auf Platz 4 (54%).

Die restlichen abgefragten Verhaltensprobleme waren:

  • Aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden (50%)
  • Angst vor Geräuschen (44%)
  • Destruktives Verhalten (42%)
  • Angst vor neuen Objekten (40%)
  • Ressourcenverteidigung (z.B. Futter, Spielzeug) (40%)
  • Aggressives Verhalten gegenüber Menschen (38%)
  • Bellen (36%)
  • Stubenunreinheit (28%)
  • Herumstreunen/Davonlaufen (15%)
  • Stereotypes Verhalten (11%)
  • Zwangsstörungen (3%)

Problemverhalten von Auslandshunden ist trainierbares Normalverhalten

Es ist also wahrscheinlicher, dass ein Hund aus dem Auslandstierschutz ein oder mehrere Verhaltensweisen zeigt, die wir Menschen als Problem ansehen. Das muss aber nicht sein, weil es eben immer auf den individuellen Hund ankommt und eigentlich ist das Problemverhalten ganz normales Hundeverhalten, das uns Menschen halt nicht in den Alltag passt. Und wenn der Hund eben eine dieser Macken hat, kann man trotzdem etwas dagegen tun. Ein erfreuliches Ergebnis der Studie war, dass Problemverhalten mit dem Trainingsstatus des Hundes korrelierten. Das heißt: geht man das Problem ordentlich mit einem systematischen Trainingsplan an und trainiert kleinschrittig, dann ist das Problem früher oder später kein Problem mehr.

Ein Beratungsgespräch hinsichtlich Hundeverhalten, Körpersprache und richtige Reaktionen auf das Verhalten des Hundes ist also sehr empfehlenswert. Ein Auslandshund kann genauso ein toller, treuer Partner werden wie ein Hund vom Züchter. Brauchst du Hilfe mit deinem Auslandshund? Melde dich gerne für ein Erstberatungsgespräch. Ich bin für dich persönlich in Oberösterreich und online weltweit da. Liebe Grüße, Doris von Tierperspektive

 

Literatur – Studie:

Munkeboe N, Lohse-Lind A, Sandoe P, Forkman B & Saxmose Nielsen S (2021): Comparing Behavioural Problems in Importet Street dogs and domestically reared danish dogs – the views of dog owners and veterinarians, in animals 11, 1436, https://doi.org/10.3390/ani11051436

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